BI Bahnausbau 2.1 Neusäß bahnausbau2.1@gmx.de

Eingabe zum Raumordnungsverfahren

Die Bürgerinitiative Bahnausbau 2.1 hat sich 2021 gegründet. Trotz der kommunikativen Einschränkungen während der Coronapandemie haben sich unmittelbar nach der Gründung ca. 300 Anwohner von Neusäß und Westheim aktiv als Unterstützerinnen und Unterstützer registriert. Die Bürgerinitiative spricht sich für die Verkehrswende und die Bekämpfung des Klimawandels aus. Sie befürwortet die Trennung der Bahntrassen in Nah-, Güter- und Fernverkehr. Sie lehnt eine Hochgeschwindigkeitstrasse mitten durch Neusäß, Westheim und Vogelsang ab.

Planungen entlang der Bestandsstrecke (Violett und Blau-Grün)

Die Bestandsstrecke verläuft in den Bereichen Neusäß/Westheim/Vogelsang in eng besiedeltem Gebiet. Der Neubau einer Hochgeschwindigkeitstrasse entlang der Bestands-strecke würde für die Anlieger eine unzumutbare Situation schaffen: Während der jahrelangen Bauphase müssten Lärm, Schmutz, Erschütterungen und größere Umwege – vor allem auch für die Schulkinder – in Kauf genommen werden. Während des späteren Betriebes würden sich die Erschütterungen bleibend verfestigen. Die dann notwendigerweise zu errichtenden Lärmschutzwände wären Ursache für eine noch stärkere Trennung des Stadtgebietes und eine Verschlechterung des Stadt- und Landschaftsbildes.

Wohn- und Gewerbegebäude und evtl. Teile des Friedhofs müssten beseitigt werden. Mindestens zwei Straßen (Dammstraße und Bahnstraße) in Westheim würden dem Neubau zum Opfer fallen, im Ortsteil Vogelsang die bahnstrecken-begleitenden Zufahrtsstraßen Ulmer Landstraße und Beim Bahnhof Biburg.

Weder die Neubauvariante Orange, noch die Variante Türkis führt in einem derart geringen Abstand an bebautem Gebiet vorbei wie die Neubauvarianten Violett und Blau-Grün. Und in keinem anderen Fall wären so viele Menschen direkt von der Trasse betroffen wie in Neusäß, Westheim und Vogelsang-West.

Der Bahnverkehr der Bestandsstrecke wäre während der Bauphase erheblich eingeschränkt und belastet. Darüber hinaus würde sich eine Verbesserung des schienengebundenen Nahverkehrs und der barrierefreie Ausbau von Bahnhöfen um Jahrzehnte verzögern.

Zerschneidung der Stadt

Die beiden Bestandsvarianten Violett und Blau-Grün würden die Zerschneidung der Stadtteile Alt-Neusäß und Westheim weiter vorantreiben. Die Stadtentwicklung würde dadurch stark beeinträchtigt. Eine notwendigerweise verbreiterte Trasse mit den entsprechenden Lärmschutzwänden beeinträchtigt nicht nur das Stadtbild, sondern verschlechtert den Luftaustausch, führt zur Verschattung der angrenzenden Grundstücke und geht mit hohen Wertminderungen einher. Die notwendig werdenden größeren und längeren Unterführungen (Eisenbahnkeuzungsbauwerke) erfordern entsprechende, nicht unerhebliche Geländeanpassungen der querenden Straßenzüge. Da sämtliche Querungen beibehalten werden müssen, wäre dieser Aufwand enorm.

Das Straßennetz

Das vorhandene Straßennetz ist bereits heute an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit. Eine zusätzliche Belastung der Verkehrsinfrastruktur während der Bauphase über mehrere Jahre würde das Verkehrsnetz völlig überlasten und die regionale Wirtschaft gefährden.

Das Universitätsklinikum Augsburg, das sich unweit der Bahnstrecke befindet, soll neu gebaut werden. Ein gleichzeitiger Neubau der Hochgeschwindigkeitsstrecke würde die Belastung der Bevölkerung noch potenzieren.

Die geplante Fahrrad-Route auf der Dammstraße und deren Verlängerung nach Neusäß könnte nicht weiter verfolgt werden. Die Erschließungswirkung der Dammstraße und der Bahnstraße ab Winterstraße würde wegfallen, da beide Straßen durch die Trasse zum Teil überbaut würden. Ähnliches wäre auch in Vogelsang der Fall, z.B. in der Ulmer Landstraße beim Bahnhof Biburg und bei der Dammstraße.

Die „Autobahntrassen“ Orange und Türkis

Durch eine Zusammenlegung der Verkehrswege Autobahn und Bahn bliebe der Eingriff in die intakte Landschaft relativ gering. Das FFH-Gebiet Schmuttertal wird gequert, während die Trassen Violett und Blau-Grün das Gebiet der Länge nach durchschneiden. Die Variante Türkis durchschneidet den im Regionalplan und im Flächennutzungsplan der Stadt Neusäß festgesetzten „Regionalen Grünzug“ lediglich westlich des Güterverkehrszentrums. Die Beeinträchtigung der Frischluftschneise wird durch die Tieflage der Neubaustrecke minimiert.

Fazit: Aus o.g. Gründen befürworten wir die Priorisierung der türkisen Neubaustrecke.

Neusäß, 27.10.2023

Gezeichnet für die Bürgerinitiative: Sieglinde Winter, Hannes Grönninger, Christian Werner